Vereinsgeschichte zum 100-jährigen Jubiläum

Vereinsgründung

Der Ursprung des Mandolinenorchesters Baar geht zurück auf einige italienische Musikanten, die in Restaurants der näheren und weiteren Umgebung von Baar zum Tanz aufspielten. Im Jahre 1924 gründeten diese zusammen mit schweizerischen Gleichgesinnten den Mandolinen-Club Baar. Josef Speri senior übernahm die musikalische Leitung des neu gegründeten Orchesters, welches von nun an regelmässig öffentlich auftrat.

Das erste Konzert fand am Sonntag, 15. Februar 1925, abends punkt 8 Uhr im Saal der „Brauerei“, Baar statt. Wie im Programm angekündigt, bestand der Anlass schon damals aus Konzert-, Theater- und gemütlichem Unterhaltungsteil, ein Konzept, das mit wenigen Ausnahmen bis zum 60-jährigen Jubiläum Bestand haben sollte. Auch die Tombola, bei welcher Besucherinnen und Besucher in den Pausen ihr Glück versuchen konnten, findet hier erstmals Erwähnung, hielt sich über Jahrzehnte und spülte einige Franken in die Vereinskasse.

Nebenbei sei bemerkt, dass die Rückseite des vorliegenden Programms von 1925 offenbar auch zur Berechnung der Einnahmen diente.

Beachtliche Erfolge

Der erste Besucherandrang war wohl schon so erfreulich, dass bereits ab 1926 sowohl eine Nachmittags- als auch eine Abendaufführung auf dem Programm standen. Der Erfolg wirkte sich auch auf den Eintrittspreis aus, der im Vorverkauf um 20 und an der Abendkasse um 30 Rappen in die Höhe schnellte, was eine Steigerung von beachtlichen 20% bzw. 25% bedeutet.

Die Anlässe der ersten Jahre gelangten im Restaurant „Brauerei“ Baar und im Hotel „Bahnhof“ zur Aufführung. Von 1933 bis 1950 trat das Mandolinenorchester im Hotel „Lindenhof“ auf. Schon früh werden in den Programmen zur gemütlichen Unterhaltung Orchester und Kapellen angekündigt, die nach dem Konzert- und Theaterteil zum Tanz aufspielten.

Wie aus den Programmen ersichtlich, wirkten an den Anlässen bereits Gastgruppen mit; von 1937 bis 1944 Handharmonikaklub Baar unter der Leitung von Dieter Schmitz, auch das Akkordeon-Duett Caprani-Schmitz, die Chromatische Gruppe Zug und der Jugendspielring Baar sind in dieser Zeit gelegentlich erwähnt. Nach und nach treten verschiedene weitere oder andere Namen und Gruppen in Erscheinung; „Texas Boys“, Geschwister Fischer, Hansli Speri, Hawai, Gebrüder Speri, Mundharmonika-Sextett „Famosa“ und Torandos-Quartett um hier nur einige zu nennen.

Dass das Mandolinenorchester Baar 2024 auf eine 100-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken kann, ist ein wesentlicher Verdienst von Josef Speri junior, der l965 die Nachfolge seines verstorbenen Vaters am Dirigentenpult angetreten hat. Bis Mitte der achtziger Jahre gehörten dank ihm und seinen beiden Brüdern Emilio und Hans nebst den Orchesterauftritten auch legendäre Theaterschwänke sowie Showblocks mit Sketches, Schlagern und gefälligen Instrumentaldarbietungen zu den Höhepunkten der jährlichen Konzert- und Unterhaltungsabende.

Als Verdienst für ihr Schaffen im Musik- und Theaterbereich wurde die Familie Speri 1999 mit dem Baarer Kulturpreis ausgezeichnet.

Blütezeit

Gerne erinnern wir uns an die dreiteiligen – Konzert, Theater, Show – Konzertabende, welche das Baarer Kulturleben bereicherten und unbestrittene Höhepunkte in unserem Vereinsleben darstellten.

Die Aufführungen des Mandolinenorchesters Baar waren so bekannt und von Erfolg gekrönt, dass sich der Gemeindesaal an drei Abenden jeweils zum Bersten füllte. Vielfach mussten auch interessierte Gäste abgewiesen werden. Am Samstagnachmittag fand jeweils – sozusagen als Hauptprobe – eine Kinderaufführung statt, welche auch immer gut besucht war. Der Konzertteil beschränkte sich damals allerding auf den Auftritt des Jugendmadolinenorchesters.

Das Mandolinenorchester Baar und sein Jugendorchester eröffneten jeweils den traditionellen Vereinsabend. Auf dem Programm standen Walzer, Märsche, Tangos, Serenaden, Potpourris sowie für Mandolinenorchester arrangierte Ouvertüren und Melodien aus Opern und Operetten. Das Repertoire, abwechslungsreiche und gefällige Melodien, orientierte sich sozusagen am Geschmack des Publikums. Der Applaus bewies die Richtigkeit dieses Konzepts.

Im zweiten Teil stellten talentierte Laienschauspieler aus den eigenen Reihen in turbulenten und witzigen Theateraufführungen ihr Können unter Beweis. Die humoristischen Szenen rissen das Publikum zu wahren Lachstürmen hin und liessen die Zuschauer die Sorgen des Alltags vergessen. Szenenapplaus und tosender Schlussapplaus waren Belohnung für die jeweils grossartige und mitreissende theatralische Leistung der Schauspieler.

Im dritten Teil, als Showblock produziert, konnte das Publikum aktuelle Schlager, vergangene Hits und Witze am laufenden Band geniessen. Mitglieder des Vereins profilierten sich in Gesangs- oder Instrumentaldarbietungen als Solistinnen oder Solisten. Hit auf Hit folgten in diesem Teil Schlag auf Schlag durchmischt mit Witzen eines Conferanciers, der durch die Show führte. Das Tüpfelchen auf dem i bildeten dabei die aufwändig gestalteten Kulissen, welche von eigenen Mitgliedern entworfen,

Veränderungen

Der Boom der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie einerseits sowie der zunehmende Mitglieder- und Besucherschwund brachten mit der Zeit Veränderungen. Vorerst verzichtete das Mandolinenorchester auf den Showblock. Dieser war zum 60-jährigen Vereinsjubiläum am 27. Oktober 1986 das letzte Mal Bestandteil unseres Vereinsanlasses. Aufgrund der schwindenden Besucherzahlen reduzierte der Verein den Anlass 1991 auf zwei Abende, jedoch immer noch mit Konzert- und Theaterteil. 1996 fand der letzte Vereinsanlass in dieser Form statt, da die Theatergruppe aufgrund der Doppelbelastung (1988 Gründung der Volksbühne Baar, an welcher die Theatergruppe des Mandolinenorchesters massgeblich beteiligt war) die Mitwirkung bei unseren Anlässen aufkündigte.

Seither beschränkt sich der Jahresanlass des Mandolinenorchesters Baar auf einen reinen Konzertabend. Andere Vereine, Gruppen oder Solisten treten dabei als Gäste auf und bereicherten damit das Programm.

Präsidenten / Präsidentinnen

Hans Canal            als erster Präsident genannt, Amtszeit unbekannt

Josef Speri junior

Peter Holzer

Irene Blaser

Agnes Gantenbein

Luzia Wanner
Co-Leitung
Caterina Bernich

Dirigenten / Dirigentinnen

Nach Josef Speri senior und Josef Speri junior löste 1995 Peter Holzer als dritter musikalischer Leiter in der Geschichte des Mandolinenorchesters Baar Josef Speri junior am Dirigentenpult ab. Ende Oktober 2012 setzte sich Peter Holzer wieder in die Reihen der Mitspieler. Danach übernahm bis 2015 Tatjana Osipova, eine hervorragende Musikerin und Dirigentin, die Leitung unseres Orchesters. Von 2016 bis 2021 dirigierte Pavel Pozdnyakov, ein junger dynamischer Gitarrist das Mandolinenorchester Baar. Der Konzertabend, der einmal pro Jahr im Gemeindesaal in Baar stattfindet und die Ständchen in Betagtenheimen und Seniorenzentren sind Tradition geblieben. Gelegentlich tritt das Orchester auch bei Gottesdiensten und an Firmen- oder Vereinsanlässen auf. Das Mandolinenorchester Baar, welches aktuell noch 15 Aktivmitglieder zählt steht seit Frühling 2022 unter der Leitung von Melina Murray. Sie spielt Violine und Mandoline und promovierte als Master in Musikpädagogik sowie Master Konzert.

Nachwuchs

An Nachwuchs schien es beim Mandolinenorchester Baar nicht zu mangeln, ist doch die Mitwirkung des Jugend-Mandolinenorchesters Baar bis 1989 – erstmals schon 1946 – im Programm erwähnt. Es nahm zwei Mal an einem Jugendmusiktreffen des SMOV teil; 1957 im Konservatorium Zürich und 1960 im Gemeindesaal Baar. Das Jugendorchester war Bestandteil des Vereins. 1982 übernahm die Musikschule Baar die Verantwortung.

Mit der Anstellung der ersten professionellen Lehrperson für Mandoline an der Musikschule Baar traten Jugendliche, die sich für Mandoline interessierten, leider nur noch im Rahmen der internen Hauskonzerte auf. Das Mandolinenorchester Baar konnte aus diesen Reihen bis heute nur zwei ehemalige Mandolinenschülerinnen für eine Mitgliedschaft gewinnen.